Mitesser
Die erste „Szene meiner wilden Ehe“, die zugleich die letzte sein wird, die ich hier veröffentliche.
Hunger.
Da bleibt mir nur der rettende Sprung in die nächste Frittenschmiede, Pommes rot-weiß und Currywurst, mit Zaziki, 3 Euro 50.
Einfach, männlich der Entschluss, die Entscheidung ist widerspruchslos gefällt, die Dame vom Grill wirft die kalten Kartoffelstäbchen ins brutzelnde Fett, erfahren und geschickt zerlegt sie das grau-braun getönte Langfleisch in mundgerechte Scheibchen, pulvert ordentlich Curry darüber, sie kennt mich und weiß, dass ich es scharf mag und wendet sich gewohnt professionell und wortgewandt dem nächsten Kunden zu:
“Was darf´s sein?“
Die Pommes garen im dunklen Fett, ich kann meinen Blick nicht von ihnen abwenden, zu hoffnungsvoll ist dieses bewegte Stilleben für mich.
„Nein,“ hatte sie gesagt, sie, meine Beste, mit der ich ausgezerrt diese heiligen Hallen deutscher Esskultur betreten hatte.
Sie wolle keine Pommes, die würden doch Krebs erregen und Currywurst, da sei ja Fleisch drin und da wisse man nicht, wo das wieder herkäme.
Außerdem „habe ich überhaupt keinen Hunger.“
Sie geht vor die Tür, denn hier stinkt es ihr zu sehr und überhaupt, könne sie mich nicht verstehen:
„Ein paar Meter weiter und da gibt es Gemüseburger aus ökologisch-dynamischem Anbau für 5 Euro 40.“
Ich bin ein hungriger Mann und kein Kaninchen, sage ich ihr aber nicht.
Kohlenhydrate, durchzuckt es blitzartig meine Sinne, Kohlenhydrate und dann können von mir aus noch 70 Schuhläden kommen:
“Wie findest du die hier?“
Ein Stadtbummel mit ihr ist immer schön, aber nicht auf nüchternen Magen.
Der Ledergeruch in den Schuhgeschäften würde mich jetzt umbringen. Rind, Schwein, welche Assoziationen würden da wohl heraufbeschworen? Nur kein Risiko eingehen.
Endlich reicht mir die Köchin all dieser herrlichen Dinge die Pappschale über die Theke, schnell gebe ich ihr das passende Geld in ihre pommes-gold-gelbe Hand und wanke voller Hoffnung auf stille Befriedigung dieses archaischen Bedürfnisses zu meiner Geliebtesten hinaus, an die frische Stadtluft.
Kleine, wackelige Tische laden hier zum Essen im Stehen ein.
Die Schale der Köstlichkeiten steht nun dampfend darauf.
„Mein Hals ist wie ausgedörrt,“ sagt mit leicht brüchiger Stimme mein Liebling.
„Soll ich dir eine Dose Wasser holen?“ frage ich, mehr rhetorisch.
„Ja, das wäre lieb von dir.“
Bin ich nicht der Mann dieser Frau?
Würde ich nicht sämtliche Bestien vor ihrer Hütte verjagen, jeden Wunsch ihr von den Lippen ablesen?
So auch diesen.
Behände, pfeilschnell schieße ich in die Pommesbude zurück, reisse eine Dose Wasser und eine mit Cola aus dem Kühlschrank, klatsche das passende Kleingeld auf den Tresen, springe heraus zu meiner Süßen (und meinem Leibgericht) und ...
„Mmmhh, die sahen so lecker aus. Vom Geruch habe ich richtig Appetit bekommen,“ sagt sie lächelnd und nur sie kann so lächeln, zwischen zwei Bissen, die blaue Plastikgabel in der Hand, auf der aufgespießt sich ein weiteres Stück Currywurst, anregend rot von Soße triefend, lüstern an eine sich nach unten biegende Fritte schmiegt.
Bin ich nun sauer?
Nein, denn ich liebe diese schöne Frau schon länger, die da „mal nur ein bisschen von deinem Tellerchen probieren“ will.
Wieder in der Pommesbude nehme ich mir ein gelbes Gäbelchen, eigentlich schon satt von so viel Bewegung und ergebe mich in mein Schicksal.
Da sie ja mit dem Essen zu tun hat, öffne ich unsere Getränkedosen und erlege ergriffen ein Scheibchen Currywurst.
„Schatz, hast du Lust, mit mir noch in das neue Schuhgeschäft zu gehen? Die haben so tolle Angebote da,“ fragt sie mich mit engelsgleicher Zunge zwischen Pommes und Currywurst.
„Natürlich,“ antworte ich.
Wer könnte da noch widerstehen? ©2002 Jon
Hunger.
Da bleibt mir nur der rettende Sprung in die nächste Frittenschmiede, Pommes rot-weiß und Currywurst, mit Zaziki, 3 Euro 50.
Einfach, männlich der Entschluss, die Entscheidung ist widerspruchslos gefällt, die Dame vom Grill wirft die kalten Kartoffelstäbchen ins brutzelnde Fett, erfahren und geschickt zerlegt sie das grau-braun getönte Langfleisch in mundgerechte Scheibchen, pulvert ordentlich Curry darüber, sie kennt mich und weiß, dass ich es scharf mag und wendet sich gewohnt professionell und wortgewandt dem nächsten Kunden zu:
“Was darf´s sein?“
Die Pommes garen im dunklen Fett, ich kann meinen Blick nicht von ihnen abwenden, zu hoffnungsvoll ist dieses bewegte Stilleben für mich.
„Nein,“ hatte sie gesagt, sie, meine Beste, mit der ich ausgezerrt diese heiligen Hallen deutscher Esskultur betreten hatte.
Sie wolle keine Pommes, die würden doch Krebs erregen und Currywurst, da sei ja Fleisch drin und da wisse man nicht, wo das wieder herkäme.
Außerdem „habe ich überhaupt keinen Hunger.“
Sie geht vor die Tür, denn hier stinkt es ihr zu sehr und überhaupt, könne sie mich nicht verstehen:
„Ein paar Meter weiter und da gibt es Gemüseburger aus ökologisch-dynamischem Anbau für 5 Euro 40.“
Ich bin ein hungriger Mann und kein Kaninchen, sage ich ihr aber nicht.
Kohlenhydrate, durchzuckt es blitzartig meine Sinne, Kohlenhydrate und dann können von mir aus noch 70 Schuhläden kommen:
“Wie findest du die hier?“
Ein Stadtbummel mit ihr ist immer schön, aber nicht auf nüchternen Magen.
Der Ledergeruch in den Schuhgeschäften würde mich jetzt umbringen. Rind, Schwein, welche Assoziationen würden da wohl heraufbeschworen? Nur kein Risiko eingehen.
Endlich reicht mir die Köchin all dieser herrlichen Dinge die Pappschale über die Theke, schnell gebe ich ihr das passende Geld in ihre pommes-gold-gelbe Hand und wanke voller Hoffnung auf stille Befriedigung dieses archaischen Bedürfnisses zu meiner Geliebtesten hinaus, an die frische Stadtluft.
Kleine, wackelige Tische laden hier zum Essen im Stehen ein.
Die Schale der Köstlichkeiten steht nun dampfend darauf.
„Mein Hals ist wie ausgedörrt,“ sagt mit leicht brüchiger Stimme mein Liebling.
„Soll ich dir eine Dose Wasser holen?“ frage ich, mehr rhetorisch.
„Ja, das wäre lieb von dir.“
Bin ich nicht der Mann dieser Frau?
Würde ich nicht sämtliche Bestien vor ihrer Hütte verjagen, jeden Wunsch ihr von den Lippen ablesen?
So auch diesen.
Behände, pfeilschnell schieße ich in die Pommesbude zurück, reisse eine Dose Wasser und eine mit Cola aus dem Kühlschrank, klatsche das passende Kleingeld auf den Tresen, springe heraus zu meiner Süßen (und meinem Leibgericht) und ...
„Mmmhh, die sahen so lecker aus. Vom Geruch habe ich richtig Appetit bekommen,“ sagt sie lächelnd und nur sie kann so lächeln, zwischen zwei Bissen, die blaue Plastikgabel in der Hand, auf der aufgespießt sich ein weiteres Stück Currywurst, anregend rot von Soße triefend, lüstern an eine sich nach unten biegende Fritte schmiegt.
Bin ich nun sauer?
Nein, denn ich liebe diese schöne Frau schon länger, die da „mal nur ein bisschen von deinem Tellerchen probieren“ will.
Wieder in der Pommesbude nehme ich mir ein gelbes Gäbelchen, eigentlich schon satt von so viel Bewegung und ergebe mich in mein Schicksal.
Da sie ja mit dem Essen zu tun hat, öffne ich unsere Getränkedosen und erlege ergriffen ein Scheibchen Currywurst.
„Schatz, hast du Lust, mit mir noch in das neue Schuhgeschäft zu gehen? Die haben so tolle Angebote da,“ fragt sie mich mit engelsgleicher Zunge zwischen Pommes und Currywurst.
„Natürlich,“ antworte ich.
Wer könnte da noch widerstehen? ©2002 Jon
Schreibmaschinist_Jon - 26. Feb, 16:03