Arschloch
Kaum stehe ich am Tresen, beugt sich schon einer zu mir herüber, sein sprittiger Atem raubt mir fast meinen eigenen und starrt mich mit hochprozentigem glasigem Blick an, wobei er sich an meiner Lederjacke festkrallt: "Du bis ein Arschloch", lallt er mir in vertraulichem Plauderton ins Ohr, während er mit seiner linken Hand versucht, mir nicht sein halbvolles Glas abgestandenen Biers über die Hose zu kippen, sondern daraus zu trinken.
Normalerweise gebe ich auf der Stelle zu, nicht nur ein, sondern das Arschloch zu sein, hab ja schließlich auch meinen Stolz.
Aber, es mag an der Kälte liegen, durch die ich zu dieser Kneipe gepilgert bin oder an sonst was, ausgerechnet jetzt habe ich keine Lust auf die gewohnte Art und Weise diese, an sich feststehende Tatsache ohne Widerspruch zu bestätigen.
So kontere ich seinen Angriff, zwar rhetorisch nicht sehr geschickt, aber für Fälle dieser Art meist ausreichend mit: "Selber Arschloch."
Diesen Schlag muss mein neuer Freund erst verdauen; er zuckt zurück, begießt sich selbst mit dem köstlichen Nass seiner irdischen Freuden, hält sich an meiner Schulter fest, nimmt genügend Abstand, um mich mit zusammengekniffenen Augen zu mustern, zieht sich schwerfällig wieder an mich heran und flüstert mir, Speichel sprühend ins Ohr:
"Ichau dir gleichein innie Fresse."
Während ich sonst bei solchen Ankündigungen immer darum bitte, vorher meine Brille ablegen zu dürfen, sage ich diesmal, wieder ist mir unklar weshalb, nur:
"Okay, lass uns vor die Tür gehen."
Wieder gerät mein angehender Sparringspartner ins bekannte Barhocker-Sitzschwanken, schafft es aber nun, sein Glas an den Mund zu führen und es auf Ex` zu leeren.
Dann knallt er es auf den Tresen.
Nach Verrichtung dieser Kunstfertigkeiten, nimmt er, sich wieder an mich klammernd Maß, kneift die Augen zu engen Schlitzen zusammen, kommt mit seinem Kopf gefährlich nah auf meinen zugewackelt, geht erneut auf Distanz und blickt dann abrupt zur Bedienung, die hinterm Tresen zu tun hat.
"Hab dich vawesselt."
Überwältigt von dieser überraschenden Erkenntnis, legt er seinen schweren Arm um meine Schultern, zieht mich sanft zu sich heran und flüstert mir zärtlich ins Ohr:
"Hab dich mittem anneren Arschloch vawesselt."
Damit ist die Sache ein für alle Mal geklärt und es wurde noch ein netter Abend mit vielen erbaulichen Gesprächen, dank einiger Erfrischungsgetränke verschiedenster Inhaltsstoffe. © 2003 Jon
Normalerweise gebe ich auf der Stelle zu, nicht nur ein, sondern das Arschloch zu sein, hab ja schließlich auch meinen Stolz.
Aber, es mag an der Kälte liegen, durch die ich zu dieser Kneipe gepilgert bin oder an sonst was, ausgerechnet jetzt habe ich keine Lust auf die gewohnte Art und Weise diese, an sich feststehende Tatsache ohne Widerspruch zu bestätigen.
So kontere ich seinen Angriff, zwar rhetorisch nicht sehr geschickt, aber für Fälle dieser Art meist ausreichend mit: "Selber Arschloch."
Diesen Schlag muss mein neuer Freund erst verdauen; er zuckt zurück, begießt sich selbst mit dem köstlichen Nass seiner irdischen Freuden, hält sich an meiner Schulter fest, nimmt genügend Abstand, um mich mit zusammengekniffenen Augen zu mustern, zieht sich schwerfällig wieder an mich heran und flüstert mir, Speichel sprühend ins Ohr:
"Ichau dir gleichein innie Fresse."
Während ich sonst bei solchen Ankündigungen immer darum bitte, vorher meine Brille ablegen zu dürfen, sage ich diesmal, wieder ist mir unklar weshalb, nur:
"Okay, lass uns vor die Tür gehen."
Wieder gerät mein angehender Sparringspartner ins bekannte Barhocker-Sitzschwanken, schafft es aber nun, sein Glas an den Mund zu führen und es auf Ex` zu leeren.
Dann knallt er es auf den Tresen.
Nach Verrichtung dieser Kunstfertigkeiten, nimmt er, sich wieder an mich klammernd Maß, kneift die Augen zu engen Schlitzen zusammen, kommt mit seinem Kopf gefährlich nah auf meinen zugewackelt, geht erneut auf Distanz und blickt dann abrupt zur Bedienung, die hinterm Tresen zu tun hat.
"Hab dich vawesselt."
Überwältigt von dieser überraschenden Erkenntnis, legt er seinen schweren Arm um meine Schultern, zieht mich sanft zu sich heran und flüstert mir zärtlich ins Ohr:
"Hab dich mittem anneren Arschloch vawesselt."
Damit ist die Sache ein für alle Mal geklärt und es wurde noch ein netter Abend mit vielen erbaulichen Gesprächen, dank einiger Erfrischungsgetränke verschiedenster Inhaltsstoffe. © 2003 Jon
Schreibmaschinist_Jon - 8. Dez, 18:02