Erste Liebe
Noch nicht einmal sechs Jahre alt, hatte er sich in sie verliebt, in dieses Mädchen mit den rabenschwarzen Haaren, als sie auf dem Schotterhaufen vor einer kleinen Fabrik knieend spielten, war sie aufgestanden und er hatte auf ihr Haar geschaut, das nun von der hinter dem Dach der Fabrik versinkenden Sonne mit strahlend hellem Glanz beschienen, sich für immer bläulich tief in seine Seele brannte, mit dem Gefühl aller Verliebtheit, bei dem man meint jeglichen Halt in sich zu verlieren und sich wünscht, mit diesem himmlisch scheinenden, doch fremden Wesen eins zu sein, nicht nur für diesen Augenblick, sondern für jede noch so unbekannte Zukunft, und, so hofft er, ohne es zu wissen, sie mit erlöstem Lachen dazu bewegen zu können, in ihm ebenso das wiedergefundene Bild von sich selbst erkennen zu können, in dem sie sich spiegeln könnte beim Blick in seine klaren Kinderaugen, den sie ihm über die Schulter zuwirft.
Doch sie war nicht wie er, verliebt und lachend, sondern ein Mädchen mit dem er gespielt hatte und das ihm zwar, die kleine Hand leicht anhebend, zuwinkte, als sie sich vor seiner Haustür verabschiedeten, doch sich nicht mehr zu ihm umdrehte, während sie die Straße hinunterging und er ihr so lange nachsah, bis ihr rabenschwarzer Kopf nicht mehr zu erkennen war.
In seinen Träumen blieb von ihr dieses schwache Zeichen ihrer winkenden Hand, ihr blauschwarzglänzendes langes Mädchenhaar und dieser eine Blick, der ihn so sehr bewegte.
Als sie viele Jahre später aus einer Laune heraus seine Freundin geworden war, küsste sie ihn so kalt und von vielen Liebeleien abgeklärt, als sei sie ein dazu geschaffener Automat aus Fleisch und Blut und er erkannte, dass er sich selbst in ihr gesehen hatte mit seiner Liebe für sie, sie selbst jedoch ein ganz anderer Mensch war als das Bild, das er sich von ihr entworfen hatte.
So fühlte er sich eher befreit als bedrückt, als sie sich nach kurzer Zeit trennten. © Jon Freitag, 19. August 2005
Doch sie war nicht wie er, verliebt und lachend, sondern ein Mädchen mit dem er gespielt hatte und das ihm zwar, die kleine Hand leicht anhebend, zuwinkte, als sie sich vor seiner Haustür verabschiedeten, doch sich nicht mehr zu ihm umdrehte, während sie die Straße hinunterging und er ihr so lange nachsah, bis ihr rabenschwarzer Kopf nicht mehr zu erkennen war.
In seinen Träumen blieb von ihr dieses schwache Zeichen ihrer winkenden Hand, ihr blauschwarzglänzendes langes Mädchenhaar und dieser eine Blick, der ihn so sehr bewegte.
Als sie viele Jahre später aus einer Laune heraus seine Freundin geworden war, küsste sie ihn so kalt und von vielen Liebeleien abgeklärt, als sei sie ein dazu geschaffener Automat aus Fleisch und Blut und er erkannte, dass er sich selbst in ihr gesehen hatte mit seiner Liebe für sie, sie selbst jedoch ein ganz anderer Mensch war als das Bild, das er sich von ihr entworfen hatte.
So fühlte er sich eher befreit als bedrückt, als sie sich nach kurzer Zeit trennten. © Jon Freitag, 19. August 2005
Schreibmaschinist_Jon - 7. Dez, 19:34